… und so lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage. So heißt es doch immer. Märchen haben immer ein Happy End. Die Prinzessin wird von ihrem Prinzen errettet und beide reiten glücklich in den Sonnenuntergang. Allerdings geht die Geschichte nicht für jeden gut aus und Julia Adrian stellt mit ihrer Trilogie Die Dreizehnte Fee eines klar:
“Ich bin nicht Schneewittchen. Ich bin die böse Königin. Für tausend Jahre schlief die Dreizehnte Fee den Dornröschenschlaf, jetzt ist sie wach und sinnt auf Rache. Eine tödliche Jagd beginnt, die nur einer überleben kann. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Hexenjäger erkundet sie eine Welt, die ihr fremd geworden ist. Und sie lernt, dass es mehr gibt als den Wunsch nach Vergeltung. »Kennst du das Märchen von Hänsel und Gretel?«, frage ich flüsternd. Er braucht mir nicht zu antworten, er weiß, dass nicht alle Märchen wahr sind. Nicht ganz zumindest. Es gibt keine Happy Ends, es gab sie nie. Für keine von uns.”
Details:
Drachenmond-Verlag * 212 Seiten * Taschenbuch * 12,00 €
Schon immer war ich ein heimlicher Fan der bösen Seite in Märchen, war fasziniert von Antihelden und wollte tiefer in das Wesen der Gegenspieler unserer Prinzessinnen und Titelhelden eindringen; Beweggründe und Vergangenheiten erforschen. Seinen Anfang nahm dieses Interesse schon als ich ganz klein war und mein Vater mir aus Die unendliche Geschichte von Michael Ende vorlas. Ich hatte solches Mitleid mit Gmork, als er in Spukstadt gefangen gehalten wurde, fast verhungert mit Atréju über seinen Auftrag spricht und seinen letzten Atemzug nutzt, um zu versuchen diesen auszuführen- vergeblich. Ich sah schon früher nicht das reine Böse in der Figur von Gmork, sondern eher etwas Tragisches und das übertrug sich auch auf Märchen, andere Bücher und Geschichten. Ich konnte nie glauben, dass selbst die bösartigste Figur wirklich die pure Boshaftigkeit sein sollte.
Er sieht mich an, ich kann seinem Blick nicht standhalten. “Du bist gut.”
Gut? […] Es fühlt sich nicht gut an.
Und Julia Adrian hat mich erhört: als hätte sie meine heimliche Liebe für Bösewichte erahnt, veröffentlicht sie bereits 2015 den ersten Band der Feen- Trilogie und legt damit den Grundstein für eine Märchenadaption, die sich bereits innerhalb der ersten Seiten in mein Herz geschlichen hat.
Dreizehn Feen beherrschten einst das Land, doch sie, die sich Königin nennt, wurde von ihren Schwestern betrogen. Tausend Jahre schlief sie, aber nun ist sie wiedererwacht und ihr Herz sinnt nach Rache. Doch die, die früher die Mächtigste von alles war, hat ihre Macht verloren und ist ganz und gar menschlich geworden. Nun, nicht vollkommen menschlich, aber doch genug, um ihre Erfahrungen zu machen: Leid. Trauer. Liebe?
Was mich an Die Dreizehnte Fee fasziniert hat, ist aber nicht nur die dunkle Seite, sondern auch, dass die Märchen nun erwachsener wirken. Dass das heile Welt- Thema hier fehl am Platz ist, sollte nun auch der Letzte begriffen haben, doch die ganze Geschichte wirkt nicht nur düsterer und mysteriöser, sondern auch reifer, sexy und ganz und gar nicht kindgerecht! Nach all den Meinungen, die ich im Vorfeld gelesen habe, hat das Buch es trotzdem geschafft mich zu überraschen, denn ich habe absolut nicht mit dem gerechnet, was mich erwartet hat. Ein großartiges Werk, das durch seine rege Gefühlswelt, die den Leser hin- und herwirft besticht!
Julias Schreibstil ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig. Kurze, oft abgehackte Sätze dominieren, was für mich aber den inneren Kampf der Fee wunderbar wiederspiegelt. Nach ihrem Erwachen hat sie so viele Veränderungen erfahren, fühlt plötzlich Dinge, die sie noch nie zuvor empfunden hat, kämpft innerlich mit sich selbst, um ihre neue Rolle für sich selbst zu finden und das überträgt sich vor allem durch die Ich- Perspektive wunderbar auf den Leser. Man spürt die Zerrissenheit und Verwirrung praktisch selbst. Allerdings bleibt beim Lesen dennoch vieles ungeklärt. So kann ich mich selbst nach dem Ende des Buches immer noch nicht recht entscheiden, was ich vom Hexenjäger halten soll. Immer wieder wünsche ich mir für unsere tragische Heldin und ihren Weggefährten ein Happy End, aber Julia erinnert ja selbst immer wieder daran: er ist ein Hexenjäger, sie ist eine Hexe und trotz all den Momenten, die dem Leser Hoffnung machen, wird ganz klar gesagt: Es gibt keine Happy Ends! Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und Julia hat ja zum Glück dafür gesorgt, dass wir mit Entzaubert und Entschlafen noch genug Feen- Lesestoff bekommen werden. Und für wen das immer noch nicht genug ist, der kann die anderen zwölf Feen im Laufe der nächsten Zeit kennenlernen, wenn Julia sie alle in ihren Kurzgeschichten vorstellt. Die erste ist bereits in Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln erschienen; die anderen werden nachziehen, versprach Julia bei einer Lesung vergangenen Dezember.
Außerdem möchte ich noch die liebevolle Gestaltung des Buches erwähnen. Nicht nur das Cover wird durch die Dornenhecke verschönert, die die Fee und ihren Turm umgab, sondern jede einzelne Seite wurde mit den verzauberten Brombeersträuchern verziert. Ich finde das eine wundervolle Idee und für mich beweist das eine unheimliche Liebe zum Detail, genauso wie die wunderschönen Bilder zu Beginn der Kapitel, welche Die Dreizehnte Fee für mich nicht nur inhaltlich, sondern auch von der gestalterischen Seite zu einem wahren Schatz im Bücherregal macht.
Genug Magie für heute! Kennt ihr die Trilogie bereits und was haltet ihr von Märchenadaptionen überhaupt? Verratet mir eure Gedanken!
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elizzy91
Tolle Rezension!
Rika
Ganz lieben Dank! 🙂
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