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[Rezension] Clara Benedict: Aura– Die Gabe

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Als ich den Aufruf für Rezensenten in der Gruppe der Netzwerk Agentur Bookmark entdeckte, war ich direkt Feuer und Flamme. Nicht nur das großartige Cover rief laut meinen Namen, auch der Klappentext lockte mich und ich freute mich sehr, als mir ein Rezensionsexemplar zugesichert wurde. Daher möchte ich mich auch nochmal bei der Agentur und auch beim Thienemann-Esslinger Verlag dafür bedanken und weise hiermit daraufhin, dass der Beitrag Spuren von Werbung enthalten könnte.


Klappentext:

Romantasy über die Macht, die Realität zu verändern – für Mädchen ab 13 Jahren.

Einen Jungen aus der Ferne anschmachten, das steht für Hannah nicht zur Debatte – bis sie Jan trifft. Noch während Hannah sich darüber ärgert, dass sie sich immer wieder wie eine Idiotin aufführt, signalisiert Jan Interesse. Mit jedem Treffen wachsen Hannahs Gefühle aber auch ihre Unsicherheit. Jan verhält sich widersprüchlich, ist mal liebevoll und zärtlich, dann wieder aggressiv und distanziert. Diese Unbeständigkeit macht Hannah Angst, denn sie hat sich Jan offenbart. Sie hat ihm von ihrer besonderen Gabe erzählt, einer Gabe, die auch eine dunkle Seite hat … Hat sie dem Falschen vertraut?

Details:

* Thienemann-Esslinger Verlag * 366 Seiten * Hardcover * 18,00 € * Erschienen am 12.03.2018 *


Ich hatte mich nach dem Lesen des Klappentexts auf eine etwas seichtere Jugendromanze mit leichten Fantasyelementen eingestellt, doch das Ergebnis war völlig anders als erwartet– und das leider nicht im positiven Sinne. Es haben sich beim Lesen und nun auch beim Reflektieren so viele Kritikpunkte angesammelt, dass ich gerade gar nicht so richtig weiß, wo ich anfangen soll, doch da es ja irgendwo losgehen muss, beginne ich mit der Protagonistin Hannah.

Hannah ist eine 16-jährige Schülerin, die nach und nach entdeckt, dass sie Dinge kann, zu denen ihre Freundinnen nicht fähig sind. Das fängt bei Telekinese an und zieht sich noch ein Stückchen weiter, ohne dass ich an der Stelle tiefer in die Materie eintauchen möchte. Neben einer für mein Verständnis viel zu laschen Reaktion auf das Entdecken der Gabe, verhält sich Hannah in meinen Augen selten wie eine 16-Jährige es tut. Immer wieder musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass sie nicht erst 13 oder 14 Jahre alt ist. Ihre Reaktionen, ihr Verhalten, alles ist teils viel zu kindlich und an manchen Stellen wirklich unrealistisch. Das Mädchen ist einfach nur oberflächlich, naiv und hat in meinen Augen absolut kein Rückgrat. Für eine leicht beeinflussbare 13-jährige Leserin ist Hannah definitiv kein Vorbild.

Apropos kein Vorbild. Zwei Szenen des Buches haben mich regelrecht erschüttert. Nicht nur, dass Hannahs Schwarm Jan ein Nein zu einem Gute-Nacht-Kuss einfach ignoriert, er später sogar noch versucht sie zum Sex zu überreden oder viel mehr zu nötigen, finde ich Hannahs Reaktion absolut und völlig indiskutabel! Mit welcher Intention schreibt man bitte, dass das Mädchen Nein sagt, dann dazu genötigt wird und es dann doch genießt? Mir fehlen die Worte! Für mein Verständnis werden hier gewalttätige Aspekte in einer Beziehung als völlig akzeptabel und okay dargestellt. Wenn es das ist, was 13-Jährige durch dieses Buch lernen, dann werde ich immer und vehement vom Kauf des Buches abraten! Auch Jans völlig fadenscheinige Ausrede, er dachte, dass sie es wollte… Ich finde keine Worte dafür! Dass sie ihm das auch noch abkauft und ihm danach sogar wieder vertraut, vermittelt ein völlig falsches Bild von Freundschaft und Beziehungen.

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Doch auch die Story selbst gibt für mich nicht viel her. Nach 100 Seiten bin ich dazu übergegangen das Buch nur noch zu überfliegen. Erschreckend fand ich hierbei, dass ich nicht nur Absätze, sondern sogar ganze Seiten überspringen konnte, ohne das Gefühl zu haben, dass ich etwas verpasst habe. Die Geschichte lässt einen roten Faden vermissen, ist langatmig und Spannung kam erst auf den letzten zwanzig Seiten auf. Statt diese Momente aber endlich mal auszukosten und dem Leser etwas zu bieten, wird hier alles so schnell abgewürgt, dass ich wirklich fassungslos zurück blieb. Hier fehlt mir generell einfach das Gefühl für eine spannend gestaltete Story. Kurzes Beispiel: Hannah erlebt eine Situation, die dem Leser genau beschrieben wird. Später erzählt sie ihrer besten Freundin Viv davon, doch statt zu sagen “Sie berichtet Viv ausführlich.”, darf der Leser diese Situation noch einmal erleben, weil Hannah es wirklich noch einmal komplett wiederholt. Solche Dinge sind für mein Verständnis nicht nur völlig überflüssig, sondern ziehen das Buch auch völlig unnötig in die Länge und lassen den Spannungsbogen ins Bodenlose absacken und helfen der Story leider überhaupt nicht.

Generell ist der Schreibstil der Autorin flüssig, leicht zu lesen und recht einfach gehalten, was bei der angegebenen Zielgruppe völlig in Ordnung ist. Trotzdem wirkt vor allem der Einsatz der direkten Rede viel zu konstruiert. Ich habe mich sehr oft gefragt, welche 16-Jährige denn so redet.

Schlussendlich bin ich von diesem Debüt und auch vom Auftakt der Trilogie wirklich enttäuscht und werde die Folgebände nicht lesen. Das Buch hat für mich viel zu viele Schwachstellen, teilweise grobe Schnitzer und vor allem die Nötigungsszenen lassen mich nur kopfschüttelnd zurück. Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, aber selbst mit viel guten Willen kann ich es nur in die Kategorie Fehlschlag stecken. Übrigens das erste Buch, das dort landet…


Und, habtihr dieses Jahr auch schon das ein oder andere Buch erwischt, das euch nicht überzeugen konnte? Ich bin gespannt, welches es war!

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12 Comments

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